Donnerstag, 12. September 2013

Wunscherfüllung

Es war immer die siebte Stufe, die knargste und knarrte, meistens
versuchte ich vier oder fünf Stufen  auf einmal zu nehmen. Aber beim
runter springen knargste es meistens, aber dabei war es egal.
Mein Herz war voller Tatendrang, meine Gedanken wollten Abenteuer
erleben. Den Kaugummiring oder nee fette rote Erdbeer- Kaugummi-
kugel aus dem Automaten, mit den geschmolzenen Plastik Brandlöchern
ziehen. Wir versuchten es mit verschiedenen Drehtechniken schnell und
sanft oder langsam mit viel Druck. Es machte Plopp und ein glitzerndes
Mondscheinfarbendes Einhorn lag in der rostigen Klappe.
Elena schnappte es schnell, sie sah meinen sehnsüchtigen Blick .Manch-
mal tauschte ich die hälfte meines Taschengeldes in Kleingeld. So jetzt
war ich an der Reihe. Innerlich sammeln, nicht ablenken lassen, Konzen-
trierter Blick und Klappe auf. Zwei kleine Kaugummikugeln eine gelbe und eine giftig blaue.
„Na ja, war ja klar!“ grollte ich.
„Die blaue ist echt supi lecker, du musst sie erst mal lutschen, dann kriegst du eine blaue Zunge.“
Also schwupps die blaue Kugel in den Mund schmeckt prickelnd, süß,
fruchtig, undefinierbar, jetzt die gelbe.
Wenigstens Blasen machen konnte ich damit. Wir kauten und schmatzten, meine Oma dürfte das nicht sehen!
Hockten uns auf die kratzigen Stufen, des leeren Hauses in den Schatten,
malten unsere Lieblingstiere in die dunkle Erde. Meine Katzenohren wollten nie nach Katze aussehen.
„Oh nöhh… manno..!!“
„Das ist ein Hund oder?“
„Eigentlich eine Katze.“
Elena hielt das Einhorn ins Licht und vor ihr Auge, ich buffte sie auf den Oberarm.
„Hey was soll das?“
„Man morgen möchte ich den Ring mit den Meeresblauen Stein.“
„Hast du Geld?“
Traurig schüttelte ich mit dem Kopf, erdige dunkle Streifen auf meiner
Wange ließen mich wie eine Indianerin aussehen.
„Komm wir fragen Opa Otto ob wir mit Darwin spazieren gehen dürfen.“
Ich zwinkerte ihr zu, wir verstanden uns. In der Hoffnung meinem Wunsch ein Stück näher zu kommen, klingelten wir bei Opa Otto.
„Ich komme gleich“, eine heisere Stimme und das schlurfen von Haus Pantoffeln. Schwanzwedelnd sprang Darwin abwechselnd an Elena und
mir hoch.
Opa Otto holte die braune Lederleine und seufzte erleichtert.
„Dann mache ich mal ein Nickerchen.“
Darwin zog und zerrte er rannte links, rechts, wickelte uns mit der Leine ein. Am Bächlein war er nicht mehr zu halten, schlapperte Wasser
dann schüttelte er sich und glitzernde Wasser Perlen spritzten um Darwin herum.
Opa Otto kam beim zehnten Klingeln mit schweren Schritten und müden Augen angeschlurft, streckte jedem einen Lolli entgegen. Ich zögerte,
„Danke Opa Otto, aber ich wollte so gerne unbedingt den Wasserblauen
Ring aus dem Kaugummi Automaten.“
„Na klar.“ er kramte in seinem Portemonaie
Hüpfend mit leichtem Herzen, Gekicher und neuer Hoffnung ging’s zum Automaten. Jeder konnte zweimal drehen.
„Zuerst du!“
„Dann ich?“
                  „Dann wieder ich,“
Wir waren uns einig. Ich machte eine feste Faust und murmelte.
„Den Ring, den Ring.“
Elena hatte ein fettes rotes Erdbeerkaugummi, das sie mit einem,
„Tata.“ in den Mund schob.
 Meine Hände waren feucht und schmerzten.
„Den Ring, den Ring.“
Es klapperte hinter der Klappe.
„Hörte sich nicht wie ein Kaugummi an, oder?“
Ich öffnete die Klappe und da lag er der Meerwasser blaue Ring. Schnell
griff ich nach ihm, dann drehten wir uns voller Freude im Kreis. Ich steckte ihn an den Finger und bog das Metall in die passende Größe.
Es wurde dämmrig, wir umarmten uns feste.
„Tschüß bis Morgen dann!“
Pfeifend machte ich mich auf den Heimweg, schwebte über die Stufen.
Es roch nach Spiegelei, alles war gut, alles stimmte und passte zusammen. Der Ring glitzerte verräterisch an meinem Finger.
„Was für ein schöner Ring.“
Ich erzählte Mama von Darwin und dem Kampf um den lang ersehnten
Wasserblauen Ring.

„Der hat eine besondere Farbe.“ meinte Mama auch.

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