auf der Fensterbank in ausladenden Keramikschalen
Sauermilch
Kohle geschwärzte Hände Aschespuren im Schnee
Schwarz weiße Wintertage Eiszapfenxylophon
Eisblumenmalereien voll beladene Kohlelaster
staubig mit Jutesäcken gefüllt mit Eierkohle oder
Brikettes
Als die Winter noch richtige Winter waren
2021 liegt noch im Verborgenen
Flügelschlag Augenaufschlag Windrauschen
Der Jahreskreis beginnt von Neuen sich
zu drehen
Flügelschlag Taubengurren Weihnachtslied
Die Essence des Jahres setzt sich aus
mini Sequenzen zusammen
Flügelschlag Blütenduft Kinderlachen
Den kostbaren kleinen Moment feiern
Liebe ist machbar wenn die Oberflächlichkeit
eingraviert ist ins Klingelschild
Wir buchstabieren Namen Namen mit fremden
Klang
Sehen Schuhe vor der Tür stehen Blumenkränze
Aufkleber Welcome einen rosa Schnuller
Es stapeln sich Kinderkarren Fahrräder und
Puppenwagen ein Ball rollt hinunter
Die Treppenstufen sind mit Kreide verschönt
die Wände mit Graffiti
Welcome
Wenn die Alte Welt droht unter zu gehen
ist es dann für eine Neue zu spät
Eine Neue so rund wie in einer Schneekugel
Umspielt von schimmernden Schneeglitzerflocken
Schnee der verwandelt und verzaubert
Schnee der so sachte fällt über Städte und Felder
Schneeflocken schmelzen auf der warmen Hand
Schnee Erinnerungen tragen wir ein Leben lang
Wenn die Alte Welt droht unter zu gehen
ist es dann für eine Neue zu spät
Ich halte mich an deinem Atem fest
erklimme den Gipfel der Nacht
Meine Blicke prallen an der Dunkelheit
ab
Ich reise auf dem Mondlicht
eilige Schritte Türen werden geschlossen
Schokoporridge bei Kerzenschein
Tannenriesen im grünen Kleid
bewegen sich behäbig im Wind
Rabenlaute durchdringen die betäubende
Stimmung
Des Sommers letzte Spuren weggespült
Der Geruch von warmen Maisbrei Polenta
in blauschwarzen kalten
Nächten
Ein Frösteln unter der Bettdecke
kühle Haut Atemwölkchen
schweben durch den Raum
Die Holzscheite sind verglüht
Mit der Hand über das klamme
Laken tastend nach deinem warm
geschlafenen Körper beobachte unsere
Wölkchen beim Ziehen
Lange regnerische Tage mit Fratzen
an den beschlagenen Fenstern
Einem weihnachtlichen Ziehen
im Bauch
Kalendertürchen öffnen Tage zählen
Schuhe putzen raus stellen
Wach bleiben wollen bis wir ihn
hören
zwischen Gestern Heute und Morgen
die ergrauten Erinnerungen die abgegriffenen
Fotos
Mein Schattendasein und das meiner Vorfahren
spürbar sichtbar erkennbar
Besonders in dieser stillen langsamen geschmückten
Zeit greifen sie ans Herz umschwirren den Verstand
und lassen sich nicht so leicht wieder abschütteln
Ich sah Häuser Gärten in Straßen so vertraut
Generationen haben sie bewohnt und ich spüre
ihr Schattendasein das zwischen den Mauern in den
Gärten sichtbar geworden im abblätternden Holz der
Gartenpforte den verblichenen Fensterrahmen und
den farblosen Gartenzwergen sich spiegelt
Die Welt spiegelt sich als mini Kosmos
in der gold glänzenden Weihnachtskugeln
Die Tore in die Vergangenheit sind weit geöffnet
Eine alt vertraute Melodie ein vorbei schwebender
Duft Rituale Kerzen Glanzpapier Basteleien
Keksbäckerei
Schimmernde Wünsche Tannenduft
Weihnachten liegt in der Luft
Black Friday Föten im Impfstoff
Abholzung von Wäldern
Augen zu Augen auf Augen zu
Augen auf Stille Nebel Tristes
um mich herum ich stehe hier im
Wald
Der Wald lockt mit seinen Gnomgesichtern
Hält mich in seinem Grünen zitternden Arm
Augen zu Augen auf
Bemoostes Wurzelwerk Erdhöhlen
Augen auf Augen zu
Vergessen mit jedem Wimpernschlag
Augen zu Augen auf
Erzähl mir die Geschichte über den
Bruchteil einer Sekunde in der mit
diesem Augenaufschlag alles begann
mit stürmischen Böen und Möwenschreien
das Suchende
von seidenem Wasser umspült
mit den Efeurankem um die Wette
die Bäume erklimmen
Sanddünen bauen Wellen reiten
Düfte sammeln Spieluhrmelodie
Gute Nacht Geschichten für
meine Töchter
Geschichten mit meinen oder
deinen Lippen einer gespaltenen
Zunge zischend
Unsere Geschichten kleiden
uns wie eine zweite Haut
eng legen sie sich um uns
In ihnen besuchen uns
der kleine Junge mit den
langen Beinen und der
Latzhose
Und das Mädchen das
eng am Haus die Rosen hält
Die Geschichten unseres
Ursprungs haben unsere
Mütter und Großmütter
tief mit unter die Erde
genommen
Das ich feststecke in Wiederholschleifen
fühlt sich wohl nur so an
Buchstabiere meinen Namen
Schaue im Spiegel in mein Gesicht
lösche das Licht
Das schützend Gewand haben sie
verloren die Gestalt der Bäume
ungeschützt
Stacheldrahtzäune blutrote Hyazinthen
Alternde Körper rosiges Leben
Schwebend über verblichenen Markisen
eingezäunte Räume gefilterte Träume
In die Jahre gekommen Gegenstände
Zeit so zerronnen neu begonnen
Bucklige in seidenen Gewändern
Löwenzahn an den Rändern
Es ist nicht richtig hell aber
auch nicht dunkel irgendwie
dazwischen
Das Leben findet in den
Zwischenräumen statt
Zwischen den Jahren
Zwischen den Geschichten
Zwischen mir und dir
Oft passiet das gemächlich
kaum merklich
Manchmal mit einem Gefühl
verschämt junger zitternder
Begegnung
Alles scheint zu vibrieren
Jazz Spelunken im blauen
Dunst mit einem erregtem
schwitzendem Publikum
klatschend wippend johlend
im Beat der Nacht
Sind sie wirklich schon ausgestorben
die Beatniks und Sputniks ihre klingenden
klagenden aufrührerische Beats
In jenen Cafes werden sie von den Ventilatoren
wie Hieroglyphen an die Wände projiziert
Wortlandschaften voller gewaltiger Kraft
gewebte Wandteppiche wie die aufgehende
Sonne
Zeichnung von Amelie
Klirrende Knochen auf Fäden gezogen
Schaukeln im Wind schlehenblaue Zungen
Schwarze Lippen verklebt von
Erdbeerschaumgummi Kürbislaternen
Gen Vollmond Fledermausflügel
Gespensterflattern Zellophanpapier
Knistern Silber schimmernd in
gefächerten Lichtstrahlen
Blauäugig dem Leben über die Schulter
geschaut in vollen Bahnhofshallen
Es riecht nach Urin Krankheit und Tod
Schlangenarme Gummikörper weiße Krägen
Sonnenbrillen ausgelatschte Chucks
löchrige Jeans alltägliche Szenen Gerüche
donnernde Züge Taubengurren in den
Wartehallen des Lebens mit grün schimmernder
Sehnsucht im Blick
die Uhren langsam das Warten kann mühsam
zäh sein in diesen Baumlosen schattigen Räumen
Wir warten darauf das Entscheidendes passiert
etwas sich wandelt ändert vergessen das Pulsieren
unseres Blutes zu spüren Schneeflocken mit der Zunge
zu fangen in den kalten Bach auf den Felsen am Strand
die Hautirritationen den Geruch das Kühle zu fühlen
Wie die Kinder spielten unter einem
milchig Mond Körper so bleich filigran
Die Hände voller Kastanien
umweht vom Blättergold
Bunte Kleider Singen Lachen
schwollen an im Sturm
Drachen peitschten um der Bäume
Pracht
Mit Apfelwangen zerzaust machten sie
sich wie der Wind nach Haus
Die Taschen gefüllt mit Apfelkern
Eicheln Haselnuss alle kriegten einen
feuchten Kuss
Ich trete ein in die verwunschenen
Gärten meiner Kindheit
Diese Verlorenheit im Blick
Sonnen zugewandte Tage Zeiten Stunden
Bestimmt von der Suche nach einem vier
blättrigen Kleeblatt
Schnurren mit den Katzen
Sind solche Tage an denen man nicht so
klar sieht sich kuschelig unter der Wolkendecke
einhüllt auch weit lässt sich nicht sehen
Es zählt nur der nächste Schritt im Takt
der fallenden Tropfen
Manchmal drücken solche Tage mit ihrer
grauen Schwärze herunter sie sind leiser
langsamer
Achtsam höre ich zu sehe die Kristallperlen
springen von Ast zu Ast
eines ist klar
Ich mag Regentage
Dornenlose Äpfel rot poliert
wie jung wir waren in jenen
unvergesslichen Herbsttagen
Mittags der Sonne Kraft uns
wärmte Salzwasser Sand Dünen
Strandkörbe Möwenschreie der
Himmel violett
Dornenlose Äpfel reichtest du mir
Immer wieder all die Jahre rot und
salzig in Weidenkörben auf violett
kariertem Tuch
Die Bräune verblasst im Nebel
schläfrig langsam beginnt der Tag
Lichtermeere erheben sich über die
Städte
Schatten kriechen in die verborgenen
Winkel
Der Rhythmus fließt dahin wie die
golden und rot glühenden Blätter
im Takt des Windes Allegro
Sie fallen heiß kalt salzig
unaufhörlich herab bilden
kleine Salzseen hinterlassen
weiße Krusten Rillen Salzstraßen
auf der Gesichtshaut
Und doch sind sie nicht echt
es sind doch nur Krokodilstränen
Also sind sie bedeutungslos
So wurde mir das als kleiner
Mensch vermittelt
Ich konnte doch einfach wieder
damit aufhören und die Schwere
den Schmerz die klaffende Wunde
im Inneren einfach ignorieren
Übrigens die Tomaten sind fast
reif.
Dort wo ich wohne
säumen knorzige Eichen den
Wegesrand sanfte Hügel hinter
meinem Rücken bemooste Mauern
biegt sich der Mohn im Wind
sind die Dörfer noch so wie damals
Wäsche wird auf der Wiese getrocknet
In den guten Stuben werden die
Erinnerungen zum Leuchten gebracht
wärmend rückt man näher ein Stück
Die Traktoren holpern die staubigen
Straßen entlang es weiden Schafe
und Rinder auf dem üppigen Grün
Wenn nichts mehr geblieben ist
von der Wärme des Sommers
Das Kinderlied verklungen
Die Gläser zersprungen
Taglilien schließen Blütenkelche
bei Dunkelheit
Flüstern kitzelt im Ohr
Die Sonne tilgt den Schmerz
Menschen kommen und Gehen
Kommen und Gehen
Ebbe und Flut
Weit öffne ich die Fenster an diesem
Septembermorgen der Luftzug bringt
alles in Bewegung es rieseln pinke Blüten-
blätter auf die Fensterbank
Das Klangspiel spielt leise Windmelodien
Ich bin nicht gut darin Schmerz auszuhalten
vielleicht trägt der Wind ihn fort mit den
Blütenblätter die zu Boden fallenden
Eicheln machen hölzerne Geräusche
Menschen kommen und gehen
Kommen und gehen
Ebbe und Flut
Der Geruch von lang gekochter
Hausmannskost hing in den Gardienen
Eine seltsame Schwere in den bestickten
Vorhängen
Dunkelheit schmiegte sich an die Wände
Die Fenster waren geschlossen
So zogen sie dahin die Körperlosen Jahre
Dem Spiel des Windes lauschen
am Grün berauschen
Ich sehe was was du nicht siehst
Mit blinden Flecken auf der Netzhaut
mechanischen Schritten Aufziehfigur
Vertraute Geschichten fallen aus deinen
Mund auf das Laub
Zwischen den Gräbern huschen die Eichhörnchen
Steinernes Schweigen im Geranien rotem Licht
Wortgewaltige Bäume
Am Puls der Zeit dumpfe Spiegel
Rotbackige Ingrid- Marie Nebelschleier
Denke ich an das Mädchen mit kratziger
Wolljacke Laubkronen im Haar
Das draußen blieb bis der Nebel aufstieg
Die feuchte Wiese unter den Füßen
Die letzten Male die Sonne in einer warmen
Umarmung den Körper umschlang
Am Puls der Zeit dumpfe Spiegel
Rotbackige Ingrid- Marie Nebelschleier
Oft nehme ich ihn gar nicht wahr er ist
einfach still unbemerkt so da
Doch manchmal die Dinge sich überschlagen
Dann nagen in meinem Inneren so viele Fragen
Ich spüre den Herzschlag meinen Herzschlag
Des Sommers Girlanden sein Pulsieren
Der Wind frischt auf peitscht Drachen
und Schilfgräser ums Haus
Mit jedem einzelnen Herzschlag
Sonnenhungrige Mäuler leckende
Lippen Plakatwände schreien dir ins
Gesicht groß grell laut aufdringlich
Und dann ist da diese Sehnsucht
nach real Life wahrem Leben bewahrtem
Leben gerettetem Leben
Origami Kraniche verlieren sich im
Himmelblau hinterlassen keine Spuren
Nicht mal silberweiße Haare in den Ritzen
der Polster
Im Garten die verwaschenen Hortensien
zögerlich weiter wachsen
Über das Vergessen
Morgen schon hast du vergessen wie sich
die Hitze auf der Haut einbrennt
Wie deine Stimme bei Nacht klingt
Das Gefühl einen Schildkröten Panzer zu
berühren
Vergessen die halb/wachen Tage voller Seiltanz
und Clownereien
Perlende Regentropfen Kreisrunde Muster im
Wasser
Erinnerungen sie kleben an mir wie Erdbeermarmelade
Lauern im Klang des Windes
Im Duft der Lindenblüten
Schleichen um mich herum des Nachts
Vollmondgöttinen im scharlachrotem Gewand
Pusteblumenschirmchen gleich wehen sie durch
meine Tage
Gardienensegel gemächliches sich treiben
lassen auf der Sonne Grund
Blau getränkte Träume von Salzwasser
und Ostwind
Aquamarin Körper in der Brandung
gestrandet auf weiß rieselnden Sand
Tomatenrote Tage voller Sommerglühen
Langsamkeit abgedunkeltes Sein
Kühlung feuchte Tücher den Garten
gesprengt Pfefferminzöl inhaliert
Radiogeplärre Kindergeschrei klapperndes
Geschirr angebrannte Pfannkuchen
Eine Sommermelodie summt in mir
hält der Hitze stand
Wasser auf gebräunter Haut
Wasser auf gebräunter Haut
Ihre Blicke schienen fest zu halten
Dann waren die Räume leer und
der Garten verwildert
Es verschwanden auch noch die letzten
Spuren ihrer Selbst im sanften Sommer
Wind
 |
