Aus der Zeit gefallen

Neulich sah ich ein Haus
quadratisch anonym hoch
aufragend
Es hatte einen pastell farbigen
Einhorn Anstrich ruhig war es
hier unheimlich ruhig

Die Fenster wirkten unbelebt
Vorhänge oder Rollläden waren
geschlossen und sperrten die
Sonne aus
Von weiter weg war das gleichmäßige
Rauschen einer Autobahn zu hören
Es flatterte Wäsche im Wind und Kinder
versuchten sie zu fangen in der Dämmerung
All das wirkte aus der Zeit gefallen

Pailletten Cumin Yogiteegeruch

Unsere gemeinsame Zukunft begann unter
dem Dach mit einem Tisch dessen Beine
wir abgesägt hatten um am Boden zu sitzen
mit Stäbchen zu essen

Pailletten und Yogiteegeruch weiche Sitzkissen
und ganz viel Gemütlichkeit eine Prise Curry und
Cumin Gespräche bis der Himmel wieder grau meliert
war wir hatten nicht viel aber wir hatten uns und jede
Menge Platz um Luftballons zu kicken mit der Leichtigkeit
unter die Decke zu schweben

Unser Hasenjunge der um Mandeln bettelte uns bei der
Meditation an den Haarwurzeln knabberte und diese
Leichtigkeit mit der wir unter der Decke schwebten

Viel zu kurze Tage

Ich sah sie noch vor mir die dunklen
halb Monde unter den Fingernägeln
die fleckigen und klebrigen Hände
voll gestopfte Taschen mit gefundenen
Schätzen löchrige Hosen staubige Füße
aufgeschürfte Knie violette Flecken am
Arm und Oberschenkel

Gut versteckt unterm Holunderbusch
knabberten wir unreife Äpfel plötzlich
durchzuckte uns ein riesiger Schreck die
Straßenlaternen gingen an und wir galoppierten
nach Hause

Wir waren uns alle einig die Tage waren
viel zu kurz

Blaubeersaft

Notizen vom Tag 4













Blaubeersaft verfärbt Lippen und Finger
Reisgeruch Zwiebelhaut
Hyazithenblüten erblicken das
Licht der Welt

Vögel fallen tot vom Himmel
Die Venus umkreist seit Tagen
hell und strahlend die Tannenriesen

Sommer pulsiert in meinen Adern

Sommer pulsiert in meinen Adern
In den Nächten in denen die Dunkelheit
mich sanft einhüllt

Vergessen die Schüchternheit die in
meiner Fußkante wohnt schaue mir die
zerklüftete steile Lebenslinie in meiner
Handfläche an

Notizen vom Tag 3

Blaukarierte Pyjamahose kalte Kacheln
Kaffee Geruch Sturm heult ums Haus die
Fensterläden klappern

Schaue in die träge trostlose Weite sehe
die Flüchtigkeit wehen segeln
schneller als ein Lächeln verlöscht

Lebenszeichen

Ich versuche mich dem Rhythmus
des Lebens anzupassen
fühle mich hinterher geschliffen

Ehe ich mich versehe ist der Mond
zum Greifen nah und Lichter sind in
die Dunkelheit geschnitten