Matea wollte gerade mit dem Fotografieren durchstarten. Jetzt versuchte sie, Fotos für einen Wettbewerb, "Die
Stadt mit meinen Augen“ zu schießen. Durch Matea´s Kopf kreisten Gedankenflüge. Unsichtbar ist meine Liebe zu dir, wie tränende Herzen zwischen Hoffen und Schmerzen. Die lächelnden Webegesichter, die sie perfekt und
mit aufgesetzter Freundlichkeit von überall angrinsten, verursachten ihr nicht mehr so eine Übelkeit, aber sie versuchte, über sie hinweg zu sehen. Die bei denen das Leben anscheinend einem großen, perfekten Abenteuer
glich. Die Frisur sitzt noch am Abend, das Deospray hat nicht versagt, und die Zähne strahlen im funkelnden schneeweiß. Die hatten keine schwarzen Flecken auf ihren blütenweißen, leichten Seelen? Genau aus dem Grund hatte
Matea begonnen, andere Fotos zu machen. Hinter das Zahnpasta Lächeln zu schauen. Weil in diesem ach so perfekten Umfeld kam Matea sich noch verletzlicher und deplatzierter vor. Aber jetzt interessierten sie die Plakate nicht
mehr, sie sah über sie hinweg. Oberflächlichkeit gähnt mich an, Gleichgültigkeit macht sich breit wie ein ausgedientes, abgelegtes Kleid. Matea war es so Leid, sich damit auseinander zu setzen. Früher hatte sie für ein
Modemagazin Fotos gemacht. Aber welche Art von Fotos wollte sie jetzt machen?
Die Leid, Schmerz, Elend, Dreck und Unrat Bilder, die sie zum Trost geschossen hatte, interessierten niemanden.
In Gedanken versunken ging Matea durch die ihr so vertrauten Straßen.
Vor einem leer stehenden Gebäude mit Brettern vor den Fenstern, zertretener Tür, zersprungenen Fenstern blieb
sie wie elektrisiert stehen. Sie umrandete das Gebäude, sah den verwilderten Garten und suchte nach einer Möglichkeit hinein zu schlüpfen. Sie fand ein Fenster das groß genug war, um sie hinein zu lassen.
Fasziniert sah sie sich um. Dieses alte Gemäuer, Gebäude hatte einen ungebändigten, ungebremsten Lebenswille.
In seiner einsamen, verwahrlosten Tristesse strahlte es so eine rohe, unbezwingbare Schönheit aus. Durch die schräg einfallenden Lichtstrahlen entstanden Licht und Schattenspiele. Matea hielt kurz den Atem an, so überwältigt
war sie von dieser Reinheit des Augenblicks. Zufrieden mit ihrer Ausbeute verließ sie mit einem mulmigen Gefühl durch das Schlupfloch das Gebäude. Sie hatte das Gefühl, als begleite sie es noch ein Stück. Am Abend zeigte
sie Mick die Bilder, ihre Faszination übertrug sich auch auf Mick.
Fotos We heart it
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen